Luise Loué: Dieses kleine Kästchen mit den sechs Fröschen kam als kleines Paket per Post zu mir. Auf dem Zettel steht: „Es heißt, man muss viele Frösche küssen, bis der Prinz erscheint. Hier mal sechs Stück – danach kannst Du’s ja noch mal mit mir probieren.“
Ich hatte gerade eine anstrengende Trennung hinter mir – nach einer sehr bewegenden und extremen Liebe. Mein Interesse an einer neuen Beziehung ging gleich null.
„Mr. T.“ war der Nachbar einer sehr guten Freundin und ich kannte ihn schon seit ein paar Jahren flüchtig. Wir trafen uns wieder auf einem Fest und verstanden uns auf Anhieb. Er wollte für mich ein Wiedereingliederungsprogramm starten und lud mich auf die Abschlussparty einer Kunstakademie ein. Es wurde ein großartiger Abend. Alles stimmte: Die Musik war grandios, wir tanzten und lachten bis in den Morgen. Ich erzählte ihm von meinem anstehenden London-Trip. Wenige Tage darauf kam sein Anruf: „Du, ich hab mir auch einen Flug gebucht.“ Normalerweise hätte ich dies als übergriffig und unangenehm empfunden, aber hier freute es mich einfach.
Wir verbrachten vier durch und durch tolle Tage in London.
Ein Zufallsglück, das einem manchmal im Leben widerfährt: Man trifft einen Menschen und weiß so viel miteinander anzufangen, dass die Gespräche, die gegenseitige Anregung und der gemeinsame Spaß nicht enden. Man befindet sich in einem Flow, fühlt sich verstanden und gesehen, findet die Bestätigung des eigenen Selbst – „Es gibt ja noch so jemanden! Ich bin nicht allein!“ Wie heilsam.
Aber ich verliebte mich nicht in ihn.
Anschließend hatten wir einen sehr humorvollen Austausch per E-Mail und Post. Es kamen immer wieder kleine Briefe und Geschenke von ihm, unter anderem diese kleine Schachtel. Die darin enthaltene Aufforderung habe ich komplett verdrängt und ignoriert, ich wollte nur Freundschaft. Ein paar Monate später kollidierten die unterschiedlichen Erwartungen. Vorbei war das Wohlgefühl und wir brachen den Kontakt ab.