Was tun mit all den Andenken aus der Vergangenheit?

Einerseits bedaure ich, dass ich heutzutage alles digital aufbewahre: Ich habe zehntausend Bilder auf meinem Rechner und davon nur etwa zwei Dutzend ausgedruckt.

Ja, eine Sicherungskopie meines PC erstelle ich regelmäßig, seitdem mir der Crash meines Computers einen kompletten Datenverlust und eine Lücke in mein Leben gerissen hat! – Wie soll ich jemals beweisen, dass ich meine Magister-Abschlussarbeit selbst verfasst habe und vor allem: Wie sah ich aus in den Jahren 2003 bis 2007?

Digital ist praktisch und braucht wenig Platz. Doch die Bilder fristen unbesehen ihr Dasein in meinem PC. Was, wenn das Format eines Tages nicht mehr kompatibel ist?
Aber alles klassifizieren, ordnen, in Fotobüchern drucken lassen? No way.

Außerdem: Könnte ich doch die vielen Kisten mit Andenken, die ich an diversen Orten im Haus stehen habe, endlich mal loswerden!!!

Was tun mit den Kisten voller Fotos? Mein komplettes Leben in Fotos im Alter von 0-20. Da kommt mir doch glatt nur „DIGITALISIEREN“ in den Sinn – häh?? Da beisst sich die Katze in den Schwanz.

Was tun, mit all den Kisten voller Briefen, die ich erhalten habe, solange man sich noch Briefe schrieb?

Ich könnte einen Jugendroman damit schreiben. Die Innenschau Jugendlicher zwischen 12 – 18 Jahren, der besten Freundin intim erzählt.

Ich habe versucht, diese Kisten mit der ihnen gebührenden Achtung loszuwerden:

Katja habe ich z. B. über Xing angeschrieben:
„Ich habe hier noch eine Kiste voll mit Briefen von Dir. Wegschmeißen wollte ich sie nicht, ohne Dich zu fragen, ob Du sie haben willst.“
Ich schrieb ihr vor einem Jahr – und habe die Briefe immer noch.

An Susi: Ich habe alle Briefe von Dir aufgehoben 1990 – 1996. Außerdem habe ich den gelben Hasen noch, den Du mir einst als Freundschaftsbeweis geschenkt hast. Du hattest ihn seit Deiner Geburt, hattest Du mir erzählt. Willst Du ihn denn nicht wiederhaben??

susi Kiste

Karton „Susi“ 30 x 25 x 25 cm

 

Was tun mit all den Andenken, Geschenken, Gebasteltem, Schnipseln? – Für jeden Liebhaber eine Kiste

Für jeden Liebhaber eine Kiste: liegend und gestapelt

Die Kiste „Antonio“ habe ich bereits als Collage verarbeitet. Das Inventar „Was bleibt – Eineinhalb Jahre Beziehung 2007 bis 2008“ gibts hier.

Was bleibt I 1

Ich will nicht, dass alles endet, wie für viele, wenn nach dem Ableben die Entrümpler kommen und alles wegschmeißen. Oder noch schlimmer: Nachlassversteigerungen!

Ich habe mir das selbst einmal angeschaut: Horden von Menschen treten in die Intimität eines Menschen ein und durchwühlen seine Wohnung – vom Nachttischschränkchen bis zum Keller, alles ist noch da und wird versteigert. Die Nachkommen, so habe ich mir sagen lassen, hätten in diesem Fall kein Interesse und würden den einfachsten Weg gehen, um nicht mit den Hinterlassenschaften in Berührung zu kommen. Der nächste Termin findet statt:

Bildschirmfoto 2015-11-17 um 15.10.00

Quelle: www.auktionshausweidler.de/de/termine.php

Ich erinnere mich an eine Fernseh-Show aus meiner Kindheit, in der verloren gegangene Koffer versteigert wurden. Was für eine Spannung! Die Koffer waren ungeöffnet und die Bieter konnten großes Glück haben mit dem Inhalt (Elektrogeräte, teure Kleidung!) Ich fieberte damals total mit. Heute lässt man selbstverständlich keine Wertgegenstände in seinen Koffern und Kleidung ist schon lange kein Wertgegenstand mehr.

Möchte jemand die Jürgen-Kiste ersteigern?

Jürgen 2

Jürgen 1

„Jürgen“ im Schuhkarton, Beziehung 1997 – 1998

 

Früher haben wir unter Freundinnen Tagebücher getauscht. Jeder konnte so die geheimsten Gedanken des Anderen lesen.

Möchte jemand mit mir Kisten tauschen?

Mein Jürgen-Schuhkarton gegen … ? Nein, das verbietet sich wohl aus datenschutzrechtlichen Gründen. Andererseits: ist doch fast schon 20 Jahre her die Beziehung.

Da gibt es noch diese Geschichte zu John Updikes Müll: „Auch der 2009 verstorbene amerikanische Großschriftsteller hatte seinen Ackermann: Ein Nachbar hat Updikes Unrat archiviert. Darf man das? Und wem gehören die Abfälle einer Person der Zeitgeschichte?“, fragt DIE WELT.

Der Müll-Einsammler setzt sich auf der eigens für John Updikes Müll gegründeten Webseite, die er „The other John Updike Archive“ nennt, wie folgt auseinander:

dinge haben eine biografie   Quelle: http://johnupdikearchive.com/the-thing-itself/

 

„Dinge haben eine Biografie“. Selbst hergestellte Gegenstände, Geschenke, handgeschriebene Briefe (die in meinem Besitz sind bis zu 30 Seiten lang!) und Liebesbasteleien haben eine Seele, sage ich. Sie machen doch mein Leben aus! Man kann sie doch nicht so einfach auf den Müll befördern, also ich kann das nicht …

Was also tun mit den Massen an Fotos, Kisten, Briefen, Schnipseln?

Wie geht ihr mit Euren Andenken um?

Wo befinden Sie sich? – Schickt Fotos!

Ideen, Anregungen?

Bitte melden!

Ich bin … zu Hause.

Luise

 

 

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.